21. Juli 2023

Tag 1: Ein etwas holpriger Staa(r)t

Endlich, nach einem fast kompletten Schuljahr Vorbereitung war es soweit: Schule als Staat konnte losgehen! Live ins Fernsehstudio übertragen wurde das Band zerschnitten und der Staat Wörtthemberg öffnete seine Tore.  

Am Anfang waren alle sehr aufgeregt. Nachdem man beim Zoll seinen Personalausweis abgescannt hatte, konnte man seine eigene Firma suchen und half sofort beim Aufbau. Für die unzähligen Cafés, die zwei Teigfabriken und sonstige Firmen bedeutete dies, sich erst einmal Zutaten zu besorgen. Dies tat man im Warenlager. Dem einen Warenlager. Dem einzigen Warenlager.

Die Schlange, um sich seine vorbestellten Waren abzuholen, war entsprechen lang und Geduld war nötig. Auch bei der Mengenkalkulation lief am Montag nicht alles rund, sodass an einigen Stellen improvisiert werden musste. Mit einiger Verspätung konnten schließlich dann doch Pizza, Smoothies und Crêpes angeboten werden. Dann wurden die ersten Waren verkauft, die ersten Kaffees gebrüht und als der Ansturm auf die Bank abebbte, konnte man auch endlich etwas kaufen. Die ersten Fabriken verdienten ihre ersten Batzen und vor allem kleinere Schüler*innen freuten sich über ihren Verdienst.Schade, dass die ganze Arbeit bei einigen Firmen nicht in Reichtum, sondern in Tränen endete.

Denn viele Diebe waren unterwegs und die Polizei im Dauereinsatz. Doch erstens können kleine Fünftklässler einen stämmigen Jungen aus der 10. Klasse nicht festhalten und zweitens waren die Strafen einfach nicht abschreckend genug. So wurden ganze Kassen mit dem ehrlichen Verdienst vieler Schüler*innen geklaut und in irgendwelchen Fabriken gewaschen. In der Folge konnten viele Arbeiter nicht ausbezahlt werden und einige Firmen gerieten in finanzielle Nöte. Die Begeisterung, von dem hart verdienten Geld dann noch 30% Steuern an den Staat abzuführen, hielt sich daher in Grenzen.

Doch es wäre unangemessen, nur die negativen Seiten hervorzuheben. Das, was auf dem Gelände des HGÖ allein aus SMV-Hand entstanden ist, das war schon beeindruckend. Die Geldscheine, bedruckt mit lustigen Bildern der höchsten Politiker Wörtthembergs, waren von höchster Qualität und entlockten bei erster Betrachtung vielerorts ein leichtes Lächeln. Um diese von der staatseigenen Bank abzuheben, konnten dort Staatsbürger problemlos mit ihren Personalausweisen auf ihr Konto zugreifen. Das ausgeklügelte IT-System merkte sich den Kontostand, den wiederum Firmenbesitzer mit ein paar Klicks nach getaner Arbeit für ihre Mitarbeiter auffüllen konnten. Die Lohnsteuer, ein nötiges Übel, wurde hier ganz automatisch abgezogen. 

Auch gut vernetzt waren Radio und Fernsehen. Im Haus zeigten viele Fernseher das aktuelle Tagesgeschehen. Nachrichtensendungen wurden übertragen und Schüler*innen übten sich in den Berufen der Tontechnik, Kameraführung und Moderation. Oftmals verfolgten Bürger*innen gebannt das Geschehen auf den Monitoren, wenn Nachrichten, Datingshows oder Berichte gezeigt wurden.

Auch das Radio konnte mit Laptops und iPads, die im staatseigenen WLAN vernetzt waren, vielerorts empfangen werden. Die hier angestellten Mitarbeiter*innen liefen im Staat herum, besorgten sich Neuigkeiten und gaben diese alle zwei Stunden wieder. Am Anfang wirkten sie dabei etwas unbeholfen, doch die Qualität steigerte sich mit jeder Sendung. 

Mit viel Aufregung, einigen Hürden, aber auch beeindruckenden Meilensteinen startete Schule als Staat in die Woche. Viele der anfänglichen Schwierigkeiten würden im Laufe der Woche noch abebben, doch das Grundgerüst, eines der außergewöhnlichen Erlebnisse der letzten Jahre zu ermöglichen, stand stabil in den Startlöchern.


We, Juli 2023

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