Der diesjährige Vorlesewettbewerb, der vom Börsenverein des deutschen Buchhandels alljährlich initiiert wird, warf viele Fragen auf:
Kann ein Vorlesewettbewerb überhaupt unter Coronabedingungen durchgeführt werden? Wie soll man denn mit Maske betont und deutlich lesen? Ist dann nicht doch ein Online-Wettbewerb besser?
Als wir diese Fragen geklärt und uns doch für eine Präsenzveranstaltung entschieden hatten, weil auch der Kreisentscheid in dieser Form durchgeführt werden würde, musste plötzlich eine sechste Klasse in Quarantäne. Aber kurzerhand wurde hier ein Klassensieger bei einer Videokonferenz ermittelt, sodass dank des Engagements der am Vorlesen interessierten Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer der Wettbewerb schließlich doch durchgeführt werden konnte.
Einen Tag nach Nikolaus lauschten wir dann vier Klassensiegern:
Alex Müller aus der 6a las uns aus seinem spannenden Buch „Allein in der Wildnis“ vor, in dem der zwölfjährige Brian einen Flugzeugabsturz überlebt und sich plötzlich allein in der Wildnis behaupten muss.
Die „Fox Girls“, die sich Clara Bauer aus der 6b ausgesucht hat, bringen die Magie in unseren Vorleseraum. Zwei Hamburger Mädchen erhalten durch einen Fuchsgeist Zauberkraft und erleben ihre Stadt aus einer ganz neuen Sicht.
Klara Blachut aus der 6d entführte uns in winterliche Kälte mit ihrem Buch „Siri und die Eismeerpiraten“, in dem das Mädchen Siri über sich hinauswächst, um ihre Schwester, die vom gefürchteten Piratenkapitän Weißhaupt entführt worden ist, zu finden.
In der Fantasyreihe „Warrior Cats“, aus der Agon Zeqiraj vorliest, geht es um Katzenclans, die ums Überleben kämpfen. In seinem Band steht der Wald vor einer großen Katastrophe und Feuerherz vor seiner größten Aufgabe.
Allen Schülerinnen und Schülern gelang es, uns mit ihrer fesselnden Textstelle und ihrer Lesetechnik in den Bann zu ziehen.
Nun folgte der Fremdtext, bei dem die Kandidatinnen und Kandidaten zeigen müssen, dass sie auch unbekannte Texte ausdrucksvoll vorlesen können.
„1x Pech und 11x Glück“ wurde dafür ausgewählt. Es handelt von Sami und seinem Großvater, die aus Afghanistan geflüchtet sind. Als seinem Großvater die Rubab, ein traditionelles Instrument und alles, was ihm aus seiner Heimat geblieben ist, gestohlen wird, will Sami sie unbedingt zurückholen. Er findet sie über ebay in einem Musikladen, wo sie 700 Dollar kostet. Sami hat kein Geld, aber einen Schlüsselanhänger seiner Lieblings-Fußballmannschaft, den er vielleicht gegen etwas Wertvolleres tauschen könnte. Immer weiter geht sein Tausch, aber ob er so wirklich an das nötige Geld herankommt, bevor der Laden die Rubab wieder zum Verkauf freigibt?
Unsere Wettbewerbskandidatinnen und -kandidaten erweckten auch diesen völlig fremden Text zum Leben. Mit einem knappen Vorsprung vor Klara Blachut gelang es dabei Agon Zeqiraj, der Stimmung der Textstelle einen besonderen Ausdruck zu verleihen, sodass wir ihn zum Sieger unseres diesjährigen Vorlesewettbewerbs kürten.
Herzlichen Glückwunsch an unsere Schul- und Klassensieger, die alle gezeigt haben, dass sie sogar mit Maske hervorragende Vorleserinnen und Vorleser sind.
Dr. Sylvia Schick, 21.12.2020